Dienstag, 17. April 2018

Von Norderney nach Eidelstedt


22.11.2017
N3340244 war die Mitternachtssonde aus Norderney vom 22.11.2017. Da der Ballon  ungewöhnlicherweise bereits in 23000 Metern platzte, verschob sich die Landeregion von Ostholstein mitten in die Hansestadt Hamburg, und zwar nach Eidelstedt. Da die Stelle nur wenige Kilometer von meinem Balkon in Altona entfernt lag, konnte ich die Koordinaten bis 37m über Grund verfolgen. Die Prediction lag deutlich woanders als die aus Bremen, die aber die Sonde bereits in 422m über Grund verloren hatten.

Meine Vorhersage lag genau auf der Straße "Spanische Furt". Da aber in Flugrichtung hohe Bäume in Google Earth erkennbar waren, vermutete ich die Sonde genau dort. Die vermutete Landestelle lag auf der Grenze von einem Waldgelände zu einem Gebiet mit Einzelhausbebauung. Ich beschloss, sofort mit dem Nachtbus aufzubrechen. Kurz vor 4:00 war ich vor Ort. Da es nieselte, habe ich im Bushäuschen sofort einen Empfangsversuch aus 300m Entfernung gemacht und konnte die Landeposition der Sonde ermitteln.  Die Sonde war offensichtlich dort, wo ich sie vermutet hatte. Die GPS-Höhen deuteten auf 20-25m über Grund hin. Offenbar eine Baumlandung.

Es zeigte sich, dass das Wäldchen hoch eingezäunt war - ein Gelände, das den Wasserwerken gehört. Auf der Sondenposition war eine Eiche, und im Baum war auf den ersten Blick im Dunkeln im Licht meiner extrem hellen Taschenlampe nichts erkennbar.  Im Schein der Lampe leuchtete dann die Schnur auf, die nach Nordosten in luftiger Höhe in einem anderen Baum verschwand. In dem und in den umliegenden Bäumen konnte ich nichts erkennen. Meine Hoffnung die Dinge von einem womöglich erreichbaren Fallschirm aufziehen zu können, erfüllte sich nicht. Mit der Lampe konnte ich auch die Sonde in der Eiche lokalieren - ca. 20m hoch. Da ich nicht unnötig lange mit Lampen zwischen Wohnhäusern herumfunzeln wollte, habe ich dann die Rückreise angetreten.

Am Spätnachmittag war ich wieder da und konnte die Sache erstmals bei Lichte besehen. Das Supertele meiner Bridge-Kamera hatte auch keine Probleme, die unerreichbare Sonde abzubilden...

Im Fernglas konnte man sehen, dass die Schnur nicht IM Nachbarbaum verschwand, sondern ÜBER diesen hinweg verlief. Dann konnte ich 40m weiter auch Fallschirm und Ballonrest sehen.

Der Baun war frei zugänglich. Ich hoffte, dass wenn man an dieser Schnur zieht, man die im Geäst eingeklemmte Sonde freiziehen könnte, und dass sie dann ev. wesentlich niedriger hängen würde. Es gelang mir mit der 15m-Stange, den Fallschirm zu bergen, aber der Abroller am Ballonrest hängt leider sehr fest. Die Sonde ist nicht heruntergekommen, hängt jetzt aber an der Schnur. Außer einem durch die Bergung ziemlich zerfetzten Schirm und Teilen des Ballonrests war da diesmal nichts zu holen. Die freundliche Besitzerin des Sondengrundstücks habe ich auf die Situation aufmerksam gemacht und davon überzeugt, dass eine Sondenlandung kein Grund ist, die Polizei zu rufen.

Update vom 17.4.2018
Ich hatte heute etwas Zeit und habe einen kleinen Kontrollbesuch bei diesem Baumlander gemacht. Das Gelände gehörte ja teilweise den Hamburger Wasserwerken und war hoch und teilweise mit Stacheldraht eingezäunt und mit Verbotsschildern umgeben. Teilweise war es ein Einzelhausgrundstück, dessen nette ältere Besitzerin ich damals auf die Situation aufmerksam gemacht hatte. Von der Straße aus war diesmal die Schnur noch gut sichtbar, aber es hing keine Sonde mehr dran! Wenn sie auf den sehr gepflegten Garten beim Einzeilhaus gefallen war, wäre sie längst weg. Eine Inspektion des Wasserwerkgrundstücks war mit dem Fernglas war zunächst ergebnislos. Es führte ein Wanderweg um dieses Gelände herum, und von der Seite aus konnte ich einen verdächtigen weißen Gegenstand sehen:

Man konnte den Sensorarm ahnen - das war eindeutig die Sonde! Mit dem Fernglas sah ich auch eine Pforte im Zaun, der das Privatgrundstück vom Wasserwerkgelände abgrenzte. Da ich die Besitzerin als ausgesprochen freundlich in Erinnerung hatte, kann man ja mal fragen.
Schon auf dem Weg zu ihrer Haustür sah ich den gelben DWD-Label. Die Sonde lag so dicht am Zaun, dass man sie notfalls mit der 10m Stange hätte durch den Zaun angeln können. Aber es kam besser. Die Besitzerin begrüßte mich freundlich und konnte sich auch sofort an meinen Besuch im November erinnern. Sie hatte inzwischen die Schnur in dem Baum entdeckt, und auch den komischen Kasten auf dem Nachbargrundstück, hatte aber beides nicht miteinander in Verbindung gebracht.  "Ja, die Pforte ist offen, gehen Sie doch einfach dort hin und holen Sie sich das Ding".

Der Rest war einfach:







Ich musste natürlich das Beutestück ausführlich erklären und konnte dann meines Weges ziehen. Erstaunlicherweise ließ sich die Sonde sogar noch anschalten.

Übersicht über alle Radiosondenfunde hier