Freitag, 29. September 2017

Drei Sonden auf gleicher Frequenz

André Wulff machte mich per Whatsapp auf einen ungewöhnlichen Testflug aus Pinneberg aufmerksam. "Gerade schweben 3 Sonden aus Pinneberg ein. Ich kann erst ab 19:00. Wollen wir nachher los?"

Ich guckte auf die Bremer Seite. Tatsächlich: Die drei Sonden waren im Halbstundentakt gestartet, machten wegen Flaute kaum Strecke, und es war absehbar, dass sie in erreichbarer Nähe landen würden Ich selber hatte am Morgen erfolglos Sonden gejagt, saß jetzt auf Arbeit und konnte auch frühestens um 19:00 übehaupt los. Erstmal die 3 Sonden verfolgen. Bremen hatte derweil die erste Sonde vorzeitig verloren. Landung laut Vorhersage in einem Teich. Die zweite Sonde war auch schon auf dem Weg nach unten.

Ich hielt aus dem Institutsfenster eine Antenne, und konnte noch gerade verfolgen, wie die Sonde landete. Da die Sonden aber alle auf der gleichen Frequenz sendeten, blieb das Signal gleich stark, und Sondemonitor schaltete einfach auf die nächste Sonde um. Das Geräusch war jetzt weniger knarzig als vorher. Die Landung der zweiten Sonde konnte ich noch verfolgen.
Ich habe dann immer die Daten durch den Zilog-Decoder gejagt und  eine Habhub-Vorhersage gerechnet, und am Ende André zugemailt. Der hatte aber auch schon gemerkt, dass er wohl erst nach Dunkelheitsanbruch vor Ort sein würde, und lieber auf den Ausflug verzichtet. Ich selber war hundemüde und hatte auch keine rechte Meinung.

Aber nächsten Morgen ist André, der Urlaub hat, dann losgefahren. Sonde Nr. 3 (N1223474) war sein erstes Ziel. Sie war auf einem freien Feld südlich von Bargteheide gelandet, und es war eigentlich nur die Frage, wie hoch der Mais dort stehen würde. Und dann erhielt ich folgende Whatsapp:


Ich fragte zurück, ob er die Sonde Nr. 2, N1053062, auch versucht hätte. Die war mitten in Bargteheide niedergegangen. Er schrieb aber zurück, dass die wohl sicher nicht mehr dort liegen würde, und er fuhr zurück nach Hause. Das klang realistisch.

Am Abend guckte ich mir an, wie die Lage in Bargteheide auf Google Earth genau aussah. Die vorhergesagte Landstelle befand sich nicht weit vom Bahnhof, mitten im Ort. Aber mitten im Ort gab es Wiesen. Und auf einer lag die errechnete Landesstelle, aber leider ganz knapp am Rand der Wiese. Ein Knickwall mit hohen Bäumen grenzte das  Feld zu dem Sportplatz einer Schule und zu einem Schulgelände ab. Die Frage war: Wiese, Baum, Sportplatz oder Schule? Letzteres erschien unwahrscheinlich. Ich rechnete mit "Baum", da die Flugrichtung der Sonde genau durch den Knick führte. Andrés Pessimismus, die Sonde hätte bestimmt schon jemand entsorgt,  teilte ich nicht: Pinneberger Gespanne sind mangels Fallschirm nicht sehr auffällig, schon gar nicht im Baum. Die Frage war eher: Würde man rankommen?

Der Zug brachte mich schnell nach Bargteheide, und vom Bahnhof waren es keine 500m zu Fuß.

Die Wiese war frei zugänglich, dort wurde gerade ein Hund von seinen Besitzern bespaßt. Auf der Wiese selbst lag nichts. In den Bäumen auf den ersten Blick auch nichts. Vor dem Sportplatz war einmal ein Gestrüpp aus Brombeeren und Brennnesseln, dann ein wassergefüllter Graben, dann der Knickwall, dann ein Metallgitterzaun. Bevor ich erforschte, ob man vom Schulgelände aus eventuell auf den Sportplatz gelangen konnte, habe ich die Bäume mit dem Fernglas im Kometensucherstil systematisch abgesucht. Und irgendwann sah ich die Schnur.  Sie hing von einem Baum herunter. Hier sieht man die Sondenposition in Google Maps (es empfiehlt sich, auf Satellitenansicht umzuschalten). Am Ende lag die Landestelle nur 22m neben der Vorhersage.

Die Radiosonde lag auf dem Knickwall, und zwar auf der anderen Seite des Wassergrabens, aber vor dem Metallzaun.

Also wurde erstmal eine Schneise durch die Brennnesseln getrampelt und dann mittels GFK-Stange die Sonde herübergeangelt. Leider riss dabei die Schnur. Erstaunlich war aber: Die Batteriebox fehlte.

Ich scannte die Landestelle noch einmal ab, und am Ende sah ich sie wie ein Boot auf dem Graben schwimmen.

Wieder musste die GFK-Stange dienen, die Schale an "mein" Ufer zu befördern. Der Styroporeinsatz befand sich noch an Ort und Stelle in der Schale, das Lithiumbatterie-Paket blieb allerdings verschwunden. So einen Komplettzerleger habe ich bei einer SGP-Sonde noch nie erlebt. Ein Versuch, doch noch mit der Stange Schnur und Ballonrest zu bergen, war nur sehr bedingt erfolgreich, weil die Schnur wieder riss. Immerhin habe ich einen großen Teil der Schnur mitnehmen können.

Einiges bleibt unklar. Warum startet man 3 Sonden, die gleichzeitig fliegen und auf der gleichen Frequenz senden? Und die mühsam eroberte Batteriebox trägt einen Label, den ich auch noch nie gesehen habe:



Mysteriös, dieser Sondenflug.


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Samstag, 23. September 2017

Manöversondenschwall

Seit wann wird die Freiheit der Bundesrepublik am Wochenende verteidigt? Ich dachte, dafür haben wir den Hindukusch? Entsprechend erstaunt war ich, als ich auf der Bremer Seite den typischen unentwirrbaren Schwall von Manöversonden sah.

Am Samstag Abend wollte ich zum Sternwarten-Workshop meines Astrovereins nach Handeloh. Ich wusste, dass André Wulff dort auch hinwollte, vorher aber noch eine kalte Radiosonde in der Nähe bergen wollte. Es brauchte nicht viel Überzeugungsarbeit: Statt einer kalten könnte man ganz in der Gegend eine Reihe heißer DFMs einsacken! Und er hatte bisher noch nie eine DFM gefunden.

Andre konnte aber erst um 15:00 los.  Also stellte ich mich an einer naheliegenden Bank mit Elbblick und freier Sicht nach Süden auf und verfolgte, was sich so tat. Wann immer eine Sonde landete, machte ich eine Habhub-Prediction. Allerdings war die Windgeschwindigkeit am Boden so minimal, dass sich deren Ergebnis nicht nennenswert von der letzten Position unterschied.

Es waren immer 2 Sonden in der Luft - eine im Aufstieg, eine im Abstieg. Sie sendeten immer auf  abwechselnden Frequenzen. Einmal kamen sie durcheinander, da war es die gleiche Frequenz. Das war etwas anstrengender, zumal sich die Richtungen von Hamburg aus nicht sehr stark unterschieden.

Um 15:00 holte mich André ab, und auf ging es nach Schneverdingen und von dort aus nach Volkensen. Da war die erste Radiosonde gelandet. Vor Ort ein starkes Signal. Die GPS-Position war rasch ermittelt - und auf ging es in den Mais-Urwald....Ein paar Meter vor der Position meinte André: "Da ist der Fallschirm". Der typische rote Ballon war auch nicht weit.

 Dem Faden folgend, war die Sonde auch nicht schwer zu finden:

Weiter ging es zur nächsten vorermittelten Position. Ich hatte gerade alles zusammengstöpselt und freute mich über den Empfang, da hatte André längst den roten Fallschirm auf freier Wiese entdeckt. Aber da waren ZWEI sehr starke Maxima auf dem Wasserfalldiagramm zu sehen. Es stellte sich heraus, dass der andere Sender eine weitere DFM war, die gerade landete, und zwar in 6km Entfernung bei Zeven. Ich konnte diese Sonde bis in geringe Höhe verfolgen, und wir beschlossen, sie nach dem Ausflug auf die Wiese gleich aus dem Baum zu holen.

Auf der Wiese bot sich folgendes Bild:



André Wulff an der Landestelle

 Nach dieser sehr einfachen Bergung ging es natürlich sofort nach Zeven. Die Landestelle war im Wald, aber dicht an der Straße, und es gab sogar auf der gegenüberliegenden Seite einen tollen Parkplatz! Also ab ins Gestrüpp. Der Nicht-Weg führte uns um einen bombenkraterartigen Teich herum. Es begann das übliche Versteckspiel "Findet die Sonde". Aber irgendwann sah ich unter einem Baum etwas glänzen - eindeutig der Sensor-Arm einer DFM.


Fallschirm und Ballonrest hingen leider hoch im Baum, und es gelang uns nicht, sie zu bergen. Die Schnur riss aber relativ weit oben, so dass wir zumindest eine Menge Schnur aus der Natur entfernt haben.

Wir fuhren dann noch an der Landstelle der Bergener 12Z-Sonde M3953462 vorbei. Leider erfolglos. Offenbar war M3953462, obwohl von der Bremer Seite nicht so ausgezeichnet, auch mit einem Timer-Kill versehen. Und so konnten wir vor Ort nichts empfangen, zumal die Nachfolgesonde schon in der Luft war und auf der gleichen Frequenz sendete. Wir haben an zwei infrage kommenden Landepositionen die Gegend  recht gründlich abgesucht, aber hier ist eine Maisfeldlandung sehr wahrscheinlich.

Auf dem Weg zu unserem Workshop in Handeloh kamen wir noch an der Position einer weiteren DFM09 direkt am Straßenrand vorbei. Da die schon am Vormittag gelandet war, haben wir einen Funkempfang nicht erst versucht. Die haben wir auch nicht gefunden, weil es schon dämmerte und wir  auch keine Zeit hatten für eine längere Suche. Auffällig in der Gegend rumliegen tat aber keine Sonde. Hier grenzten Maisfelder und abgeerntete Felder aneinander, und ich vermute, dass  auch diese Sonde wohl im Mais liegt.

Nachtrag 23.9.
Im Landegebiet war auch Jan und Matthias (Bremer Seite) am 23.9. aktiv. Sie fanden die Sonde 502661 in Frankenbostel. Offenbar waren sie außerdem während der Landung auf dem Parkplatz direkt an der Landestelle von 500199. Die haben wir also nur bergen können, weil sie sofort danach wegfahren mussten, da auch sie noch einen weiteren Termin hatten. Sie müssten eigentlich einen sehr interessanten Anblick gehabt haben, denn die Sonde flog direkt über ihre Köpfe, um dann in 80m entfernt im Wald zu verschwinden! 

Sonden-Nachlese am 25.9.
Ich hatte noch die zuletzt flüchtig inspizierte Landestelle bei Lauenbrück auf der Liste, und eine weitere bei Riepe, die wir am 23.9. nicht mehr geschafft hatten. Also ging es mit der Regionalbahn Metronom nach Lauenbrück, und alles weitere wurde wie üblich per Fahrrad erledigt. Vorher hatte ich mir noch einmal die Bahnen der Sonden bei der Landephase angegeguckt und war recht sicher, dass man beide noch finden müsste, selbst in einem Maisfeld.


Die Sonde bei Lauenbrück, an der wir auf der Fahrt am 23.9. schon vorbeigefahren waren, war das erste Ziel. Sie war diejenige, deren Empfang durch eine weitere mit gleicher Frequenz gestört war. Daher hatte ich die Sonde nur bis in eine Höhe von 482m verfolgen können. Bei der geringen Windgeschwindigkeit war das aber schon völlig ausreichend.  Wie vor zwei Tagen schon erkundet, grenzt hier  ein Maisfeld an einen abgeernteten Kartoffelacker. Die Prediction lag ganz deutlich nicht im Mais, sondern  auf dem Kartoffelacker. Mit dem Fernglas war - wie schon zwei Tage vorher, nichts zu erkennen. Also bin ich hingestiefelt, und am Ende fand ich 60m nördlich der Vorhersagespositon DFM Nr. 503030, Ballonrest und Fallschirm


 Beide Teile lagen in der Rinne, die der Kartoffelernter hinterlassen hatte. Daher war von der Straße aus mit dem Fernglas nichts zu sehen, obwohl die Straße erhöht lag.

Weiter ging es zur zweiten vorermittelten Radiosonde, die bei Riepe lag, etwas mehr als 5 Fahrradkilometer entfernt. Kurz vor dem Ziel bot eine Eisenbahnbrücke einen Blick von erhöhter Position. Erste Erleichterung: Abgeerntetes Feld und kein Mais! Zweite Erleichterung: Schon aus der Ferne lag exakt auf der vorhergesagten Stelle ein weißer Fleck und ein roter Klecks.




Die Sonde war in einem recht schlechten Zustand. Der Sensorarm war abgerissen und lag neben dem Fallschirm.

Hier eine Übersicht über die an diesem Wochende gefundenen Sonden:

Sondenkennung Flugdatum
Startzeit (UT) Landezeit (UT) Landeort
503037 23.9.2017
6:00 7:50 Riepe bei Lauenbrück
503030 23.9.2017
7:00 8:42 Lauenbrück
617925 23.9.2017
9:00 10:45 Volkensen bei Schneverdingen
502449 23.9.2017
10:00 11:45 Nindorf bei Schneverdingen
500199 23.9.2017
13:00 14:58 Zeven (Aspe)























Hinzu kommt die von Matthias geborgene 502661, eine um 12:00Z gestartete Sonde. Da die Starts offenbar im Stundentakt erfolgten, fehlen die 8:00Z und die 11:00Z Sonden - sofern es nicht am Morgen noch ein paar Starts gab,


















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Freitag, 22. September 2017

Nachwirkungen vom Wochenende

Am Wochenende flogen ja allerlei Bergener Sonden in mein weiteres Suchgebiet, fast alle  mit Timerkill. Nachdem ich etliche  eingesammelt hatte, fehlte noch die Nachtsonde vom 17.9., M1743181. Die Sonde hatte ich bis in 180 Meter Höhe durch eigenen Empfang verfolgt (da gehen dann noch 40m Geoidhöhe und 20m Terrainhöhe ab). Ich habe sofort mit Habhub eine Prediction gerechnet und wusste daher recht genau, wo die Sonde liegen müsste: Mal wieder in einem Wald, direkt am Dorfrand von Scharnebeck

Ich fand heraus, dass es eine Bushaltestelle (Scharnebeck, Lüneburger Straße) nur 450m entfernt war. Am Freitag Spätnachmittag fuhr ich mit Regionalzug und Bus hin. Der Wald war in der Landegegend relativ sumpfig. Ich habe zunächst das Landegebiet ohne Erfolg erfolglos abgesucht und dann von der erwarteten Landestelle aus mit dem Fernglas die Bäume inspiziert. Und da war sie, die Schnur, die von einem 40m entfernten Baum herunterhing.

Zunächst war es etwas schwierig, den Baum aus der Nähe zu indentifizieren, weil die Sicht nach oben durch Unterholz verdeckt war.  Aber dann sah ich das kleine weiße Kästchen direkt über mir hängen.

Ich konnte die Sonde mit der Mast/Haken/Schnur-Technik herunterholen, wobei leider die Schnur riss. Schirm und Ballonrest hängen also hoch oben im Wipfel fast 30m hoch fest.


Die seit der Einführung des Timerkills in den Foren angesagte Bundeswehr-Kremlpsychologie auf Basis der Begleitzettel konnte hier nicht fortgesetzt werden, weil der Begleitzettel fehlte.

Die Sonde war 42m von der Prediction entfernt.

Kreis: Sondenpositon, Pfeilspitze am i: Prediction


Meine Lehre aus dem Wochenende: Mit eigenem Empfang in der Landephase aus dem näheren Umkreis kann man die Landeposition so genau lokalisieren, dass man die Sonde auch ohne Empfang vor Ort findet. Dann ist der Timerkill auch egal. Mit der Bremer Prediction geht es auch, aber dann kann das Suchgebiet auch etwas größer sein. Sendet die Sonde noch, muss man wissen, DASS ein Timerkill aktiv ist. Aus  100m kann man die Sonde dann empfangen und sehr gut durch Peilen lokalisieren.

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Montag, 18. September 2017

Noch ein Ballon...

M1743200, die Bergener Mittagssonde vom 17.9.2017, war bei Holfersloh südlich von Stelle niedergegangen. Eigentlich wollte ich gestern, wo ich ja in unmittelbarer Nähe unterwegs war, die Landephase durch eigenen Empfang mitschneiden und hätte daraus sicher eine sehr genaue Landestelle vorhersagen können. Aber wie schon beschrieben wurde ich während der Landung durch einen Gewitterschauer gründlich geduscht. So musste ich mit der Bremer Prognose Vorlieb nehmen. Auch musste ich den eigentlich geplanten Ausflug zur Landestelle aufschieben, denn weitere schwarze Wolken versprachen eine weitere Gewitterdusche, und ich war an dem Tag auch bereits nach 2 Radiosondenbergungen genug geradelt.

Dennoch wurmte mich das ein wenig, so dass ich bei der ersten Gelegenheit nach Stelle fuhr. Von dort aus brachte mich der Drahtesel zur Landestelle. Die Strecke kannte ich gut, denn tatsächlich lag die Landestelle von M1743200 nur 370 Meter östlich des Platzes, wo ich am 29.1.2017 M0730459, eine RS41 aus Sasel eingesammelt habe - ebenfalls auf Basis einer Bremer Vorhersage. Die Sonde lag damals auf dem Boden, der Fallschirm war im Baum, und zwar unmittelbar am Rand einer Lichtung. Dieses Mal verortete Bremen die Landestelle am Rande der Nachbarlichtung.

Damals genügte ein Blick auf die Bäume am Rand der Lichtung, um den Fallschirm zu sehen. Dieses Mal war es nicht ganz so einfach. Auf der Lichtung selber war nichts. Der Wald selbst war zwar locker bewachsen, hauptsächlich mit Fichten, aber es gab gerade um die Bremer Position herum ein dichtes, unübersichtliches und nervig zu durchstreifendes Unterholz. Dieses habe ich mehrfach ergebnislos durchquert. Ich war mehrfach drauf und dran, aufzugeben, entschloss mich dann aber, die Gegend südlich der Bremer Position noch einmal anzugucken. Dort war das Dickicht weniger undurchdringlich, aber da lag auch nichts. És ging aber ein Weg von der Lichtung in westlicher Richtung in den Wald zurück, und über den hoffte ich zurück zum Fahrrad zu gelangen. Ein Querweg führte auch in die korrekte Richtung. Von da aus konnte man relativ weit durch die Baumreihen der Fichtenplantage sehen, was ich auch immer wieder tat. Ich machte auch einen kleinen Ausflug in den Wald hinein. Nichts. Als ich aufgeben wollte und zurück zum Querweg strebte, lag plötzlich eine RS92 direkt vor mir. Sie war wesentlich kürzer gelandet als vorhergesagt.





Die Schnur ging senkrecht nach oben, über 2 Bäume, und in einem Wipfel einer Fichte konnte man den Schirm und Ballonrest erspähen...

Da ich ungern Schnüre und Ballonmüll in der Landschaft zurücklasse, begann ich immer rabiater an der Schnur zu zerren. Es gelang mir, die Schnur aus einem der Bäume auszuhaken. Es war erstaunlich, dass ich die Schnur bei meinen Bemühungen nicht zerriss, denn die Fichte wurde ganz schön durchgebogen. Irgendwann war der Schirm dann doch von der Fichte frei.



Die Schnur wurde gekappt und der Schirm segelte zu Boden.



Alles im allem eine gewaltsamere Wiederholung der gestrigen Baumbergung, aber mit umgekehrten Vorzeichen: Sonde lag am Boden und Schirm hing im Baum. Aber am Ende war alles gut: Schnur und Sonde waren im Rucksack, und es ging nach Hause. 

Gleich bei Kieselshöh sah ich plötzlich vom Rad aus links von der Straße im Wald einen verdächtigen, ovalen schneeweißen Gegenstand liegen. Ein ziemlich riesiger Pilz? Das musste inspiziert werden. Was wars: Ballonbergung Nr. 2

Das Teil stammte von einem  dieser Ballonwettflüge von einem Volksfest o.ä., gestartet von den Johannitern. Na, da muss die kleine Absenderin ja wohl Post bekommen. Und dieser Ballon hat den Flug auch besser überstanden als sein großer Kollege




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Sonntag, 17. September 2017

Bergen mit Timerkill

Harry aus dem Radiosondenforum machte neulich auf einen Sachverhalt aufmerksam, der ihm  auffiel und im Endergebnis total nervig ist: Er sah auf dem Sondemonitor so etwas in der Frame-Zeile einer Bergener Sonde:


Das Bild stammte von mir, denn leider musste ich feststellen, dass dieser §$*! auch für die Sonden des 16. und 17.9.2017 galt: Man beachte die 3. Zeile. Da steht: "Frame 9319 of 12000". Das bedeutet, dass die Sendeleistung der Sonde nach 12000 Frames (12000 Sekunden=200 Minuten) radikal heruntergeregelt wird. Die Zählung soll angeblich erst durch den Luftdruckabfall beim Start ausgelöst werden. Aber dennoch: Man hat dann nur noch wenige Minuten nach der Landung, um die Sonde sendend anzutreffen. Ich hatte dieses Wochenende Sonden, die bei Frame 11000 niedergingen. Irgendwann wurde mir klar, warum neulich eine Sonde sowohl auf der Bergener Seite als auch bei mir auf dem Balkon nur bis 2800m Höhe verfolgt werden konnte: Tatsächlich: Mein letzter erfasster Frame war 12130.

Als Steuerzahler und Inhaber eines staatlich geprüften Gewissens finde ich den Verteidigungshaushalt natürlich viel zu hoch, aber wenigstens stimmte mich in letzter Zeit die exzellente Versorgung mit allerlei nettem Luftspielzeug durch die Bundeswehr einigermaßen milde. Und deren Fallschirme gefallen mir auch viel besser als die weißen zivilen, die immer versagen. Das mit dem Timerkill ist aber eine Kriegserklärung  gegen die eigene sondensuchende Zivilbevölkerung . Da hilft nur die edle Kunst der Prediction, am besten auf Basis des eigenen Empfangs. Dann kommt man nah genug an die Sonde ran, um die Sonde auch so einzusammeln oder vielleicht doch noch was zu empfangen. Denn die Sonde wird nicht abgeschaltet, sondern es wird nur die Sendeleistung heruntergeregelt.

Das hab ich heute mal erprobt. Die Bergener 6Z-Sonde M1744160 hatte ich mit 5-Element-Yagi vom Balkon bis in eine Höhe von 175m. Zieht man die Terrainhöhe und Geoidhöhe ab, ist man bei 75m, das ist etwas mehr als Baumwipfelhöhe. Denn leider war es wieder mal eine Waldlandung. Dennoch: Wenn man bei der zu erwartenden Genauigkeit den Wald um die Landestelle herum gründlich auf den Kopf stellt, war man auch im Worst Case nicht chancenlos. Also Fahrrad geschultert. S-Bahn und Regionalzug brachten mich nach Winsen/Luhe, und dort begann die Strampelei nach Garstedt. Südlich dieses Dorfes war ein ein Friedhof, und gleich südlich davon der Wald mit der Zeitbombe. Natürlich kam der "Retter der Sonde" erst lange nach Frame 12000 angehechelt.

Antenne raus, nix. Obwohl nur 80-100m Entfernung von der erwarteten Position. Aber was ist das: Eine schwache Spur sieht man DOCH auf dem Wasserfall. Und die Spur mutierte zu einem echten Sondensignal, als ich auf die Richtung zuhielt. Wie toll man doch so eine Sonde PEILEN kann, wenn sie nur ganz wenig Krach macht. Es ist eine Freude. Nahfeldprobleme? Was ist das? Nach wenigen Minuten hätte ich mit der 3-Element-Yagi die Sonde aufspießen können. Aber wo ist das Signal jetzt? Ja, jetzt kommt es senkrecht von oben. Offenbar hing M1744160 über mir im Baum. Im Nachbarbaum sah dann das hier:




Die Schnur glänzte in der Sonne, verlief über einen weiteren Baum und endete sehr hoch im Nachbarbaum. Ein Blick durchs Fernglas zeigte M1744160 auf einem Ast aufliegend - in ca. 20 Metern Höhe. Mit der GFK-Stange habe ich mir dann den Schirm geangelt und daran herumgezogen. Die Sonde auf der anderen Seite hob ab und baumelte nun in luftiger Höhe, aber viel zu hoch.



Beide Enden der Schnur waren gespannt. Wenn man die Fallschirm nach oben hob, senkte sich die Sonde träge, aber sehr träge. Das ganze war mit etwas Phantasie einigermaßen reversibel. Aber war das Gewicht von Ballonrest und Schirm wirklich das einzige, was die Sonden am Herunterfallen hinderte? Ich habe schon mehrfach erlebt, das in vergleichbarer Lage die Schnur nach dem Abschneiden ein paar Meter hochschnellte, aber auf der anderen Seite das Objekt der Begierde  (meist waren es Schirme)  nicht herunterkam. Am Ende hatte man weder die Schnur noch das Objekt in Reichweite.

Um das zu testen, habe ich den Abwickler an der Standenspitze befestigt und die Stange hochgefahren.  M1744160 kam runter, wenn auch etwas träge. Wenn man die Stange wieder hochzog, verschwand die Sonde wieder nach oben. Ich habe mich dann entschlossen, die Schnur zu kappen.

Und die Sonde fiel vom Baum!


i= Prediction, Spitze des Sternsymbols: Fundstelle.




Mit dem Fahrrad ging es zurück nach Winsen. Dort lief gerade der Zug nach Lüneburg ein. Ich rein! Die Idee war, 2 Stationen nach Bardowik zu fahren. Unterwegs entschloss ich mich spontan, schon in Radbruch (optimale Station für Radfahrer)  auszusteigen. Auf ging es nach Barum (Darum!). Denn da war gestern die 18Z-Sonde M1743173 (das ist die auf dem ersten Sondemonitor-Timerkill-Screenshot). Auch hier hatte ich einen schönen Empfang bis in 158m über Grund gehabt und daher eine vemutlich gute habhub-Prediction. In diesem Fall lag die Landestelle sehr nah auf einer Wiese vor einem Deich am Mühlenbach des Ortsteils Horburg.

Die Wiese war nicht allzu hoch bewachsen, und vom Deich hatte man einen erhöhten Standort. Erst einmal wurde meine Aufmerksamkeit aber durch ein Paar Seeadler abgelenkt, die in der Thermik kreisten und von oben von einem Kolkraben attackiert wurden (das zweite Mal in wenigen Tagen, dass ich diesen Vogel während einer Sondenjagd gesehen habe). Den Schirm hatte ich recht bald mit dem Fernglas aus 160m Entfernung indentifiziert. Sehr zu meinem Erstaunen - und zu meinem Glück - handelte es sich diesmal um den großen Bundeswehr-Schirm.

i=Prediction, Kreis=Fundstelle



Die Schnur war nur zu einem Teil abgerollt. Auch fehlte der bundeswehrtypische Begleitbrief.



Bergen fliegt seit einiger Zeit normalerweise nur kleine Schirme bei den 6Z und 18Z-Aufstiegen.

Eigentlich wollte ich nun die Landung der Bergener 12Z-Sonde verfolgen und ggf. auch gleich mitnehmen. Leider wurde ich von einem Gewitterschauer der heftigsten Sorte überrascht (Hagel, Wolkenbruch, Blitze in nächster Nähe), und danach zeigte die Bremer Seite die Sonde einige Kilometer südlich von Stelle. Zurück in Radbruch waren die Klamotten einigermaßen trocken, aber es gab eine längere Wartezeit. Der Zug fuhr über Stelle. Beinahe hätte ich den 50km noch weitere 14 hinzugefügt. Aber der innere Schweinehund siegte dann doch. Der wurde zusätzlich motiviert durch eine schwarze Wolkenwand mit zuckenden Blitzen in der fraglichen Richtung. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Nicht weit weg hängt noch eine weitere Sonde am Baum, vielleicht kann man die jetzt am Boden aufsammeln.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass Timerkill der RS92 zwar nervig ist, aber das Aufsammeln der Sonden bei Vorhandensein einer guten Prediction nicht wirklich behindert. Entweder findet man die Sonde dann auch so, wie im zweiten Fall. Oder man muss eben mindestens 100m an die Sonde rankommen und darf nicht einfach wie sonst eine Antenne in die Luft und sagen "da sendet ja nix mehr, da wird die Bakterie wohl leer sein". Wenn man dann ein Signal hat, ist Peilen dann ein sehr gutes Verfahren, weil die Signalstärke so gering ist, dass man auch im Nahbereich ohne Tricks einfach auf die Sonde zulaufen kann.


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Samstag, 16. September 2017

Bergener Sonde in Glüsing

Am Morgen des 16.9. flog die Bergener Radiosonde vom Typ RS92SGPD, M1734182 (Bremer Daten) , in den Hamburger Raum. Ich konnte die Sonde bis ca. 300m Höhe durch eigenen Empfang verfolgen und dadurch feststellen, dass die Sonde bei Glüsing im Wald heruntergekommen war. Meine Prediction unterschied sich ziemlich dramatisch von der der Bremer Seite. Die S-Bahn und der Bus brachten mich zur Haltestelle Glüsing, Berliner Straße und somit sehr nahe an die Landestelle heran. Vor Ort gab es zunächst keinen Empfang, obwohl ich nur 400m von der vohergesagten Position entfernt stand. Sorgfältiges Peilen zeigte dann aber doch ein sehr schwaches Signal in Richtung meiner Lösung. Das war zunächst beruhigend: M1734182 sendete noch, und offenbar hing sie nicht hoch im Baum, sondern lag am Boden, und zwar vermutlich in einer Senke. Ein Weg am Waldrand führte mich in die richtige Richtung. Auf der halben Strecke war der Empfang dramatisch gut, und ich hatte sofort eine Zilog-Lösung. Damit konnten Notebook und Antenne erst einmal im Rucksack verschwinden, nun übernahm das Handy-GPS und Locus die Orientierung im Wald. Unmittelbar an der GPS-Position konnte ich zunächst nichts erkennen. Eine schnelle Peilung ergab eine Richtung Südwest. Hier sah man auch die schon vermutete Bodensenke. Ein paar vereinzelte hohe Fichten und ein paar Buchen, aber dichtes Unterholz versperrten die Sicht. Also machte ich ein paar Expeditionen in Gebüsch und fand auf einem kleinen Trampelpfad, 15m von der Zilog-Position, wie erwartet eine SGP-Sonde auf dem Boden liegen.

Die Schnur verlief senkrecht nach oben und über eine Fichte. Verfolgte man sie, fand man, fast schon von Hand erreichbar, ebenfalls unter Spannung Ballonrest und den kleinen roten Fallschirm. Durchschneiden der Schnur ließ diese beiden Gegenstände in Handreichhöhe herabfallen, so dass die 10m GFK-Stange im Rucksack bleiben konnte. Es ist immer schön, Schnur, Sonde und sonstige Reste komplett aus der Natur zu enfernen. 





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