Freitag, 17. Februar 2017

ENDLICH nach Grönland!

Eine Sondenjägertour nach GRÖNLAND? Warum nicht! Einfach nach Grönland fahren und im ewigen Eis eine  DFM09 bergen.  Keineswegs aber wollte ich heute den "Wegener des Tages" geben (Wissenschaftler, seiner Zeit voraus, verschollen beim Versuch, Grönland zu durchqueren). Ich hatte keineswegs Angst, aber Respekt, sah mich aber insgesamt glänzend vorbereitet.

 Wie kommt man dazu? Eigentlich galt die Grönlandexpedition der am  16.2.2016 mittags geflogenen M1234098, einer SGPA aus Norderney. Die war bei Süderau gelandet. Das liegt bei Krempe, nordwestlich von Hamburg. Nun markiere ich die vorhergesagten Landestellen aller Radiosonden, die im Hamburger Raum niedergehen, in Google Earth. Und bei der Planung der nötigen Radtour fiel der gelber Pin bei Grönland auf. Die Marke galt der Prediction der  DFM09-620892 aus Pinneberg, die bereits am Mittag des 1.2.2017 geflogen war. Über den ungewöhnlichen Ortsnamen hatte ich mich schon mehr als zwei Wochen vorher gewundert, aber keine Zeit gehabt, das Ding aufzusuchen. Da Grönland nur ein paar Kilometer von Süderau enfernt lag, konnte man auf dem Weg dahin vorbeischauen. Wegen der verstrichenen Zeit glaubte ich nicht ernsthaft an einen Erfolg.

Am 16.2. konnte ich nicht rechtzeitig vom Job loseisen, um M1234098 noch sendend anzutreffen,  aber am 17.2. saß ich nachmittags im Regionalzug nach Wristt, um von Horst aus beide Landeplätze noch bei Tageslicht besuchen zu können. Horst hat gegenüber Krempe den Vorteil, dass es noch im HVV-Bereich liegt , was die Aktion dramatisch verbilligte. Auch liegt Horst dichter an Grönland.

Also schwang ich mich in Horst aufs Rad, das mich rasch nach Grönland brachte. Am Ortsrand, und dann rechts in die Feldmark - das war der Plan. Die Landestelle lag 400m von der Straße entfernt. Schon von weitem sah ich einen weißen Fleck, fast ZU exakt an der fraglichen Stelle. Das ist sie, was soll es anderes sein? Um die Spannung aufrecht zu erhalten, verzichtete ich auf den Blick durchs Fernglas. Allmählich war es deutlich, dass der weiße Fleck die typische DFM09-Form aufwies, und auch der Ballonrest wurde erkennbar. Der Verdacht bestätigte sich glänzend aus der Nähe.


Man hätte meinen können, dass die Sonde vor Minuten niedergegangen sein könnte und nicht vor zwei Wochen. Pinnebergtypisch ohne Fallschirm und ohne Label. Erstaunlich war das fast völlige Übereinstimmen der Vorhersage und der tatsächlichen Position auf dem Google-Maps-Display meines Handys!

Einsacken und weiter! Schließlich wollte ich die andere Sonde noch bei Tageslicht erreichen. Das erste Dorf hinter Grönland hieß natürlich Sommerland, wahrscheinlich weil man dort  eisfreie Gewässer erreicht. Dort ging  rechts ab zur anderen Landestelle. Unterwegs fuhr ich noch unter einem Baum hindurch, auf dem in wenigen Metern Höhe ein Bussard saß und bei meinem Anblick FAUCHTE! Und seelenruhig sitzen blieb. Der Acker, auf dem M1234098 gelandet sein sollte, befand sich auf der anderen Seite eines breiten Kanals, der mir schon auf Google Earth Kopfzerbrechen gemacht hatte. Die einzige öffentliche Straße führte über eine Brücke auf die andere Seite, endete aber auf einem matschigen Feldweg hinter einem Bauerhof. Die freundliche Bäuerin meinte "hier geht es nicht weiter, der Weg ist supermatschig". "Ach, danke für den Hinweis, dann geh ich wohl besser zu Fuß weiter, Gummistiefel hab ich dabei!". Ich erklärte ihr kurz den Grund meines Besuchs, und sie wünschte mir gutes Gelingen. Ihre Warnung war berechtigt. Ich mußte das Rad durch den Matsch schieben und ließ es dann am Ende stehen. Endlich kam ich auf freies Gelände  und da lag, sehr genau an der erwarteten Stelle in der Ferne ein weißer Punkt. Fernglas raus: Jawohl, unverkennbar ein Fallschirm!



Ich musste zwischen zwei tiefen Marschackern zur Sonde laufen - an den Gummistiefeln bildeten sich rasch dicke Erdklumpen, und das machte es ziemlich anstrengend.

Die Sonde an sich war in ziemlich schlechtem Zustand. DerSensorarm war abgebrochen, und die Sonde ziemlich verdreckt



Der Fallschirm hatte sich wunderschön entfaltet, hatte aber bei genauerem Hinsehen ein Loch.





Wenn man mich gefragt hätte, welche der beiden Sonden seit zwei Wochen in der Landschaft lag und welche erst gestern gelandet war, wäre die Antwort eindeutig falsch gewesen.

Ich musste mich etwas beeilen, die 12km bis Horst (auf einem anderen Weg als auf dem Hinweg) zurückzulegen, denn  die Züge fuhren dort nur alle Stunde, und ich wollte nicht lange auf dem Bahnhof warten. Also wurde kräftig in die Pedale getreten. Gleich zu Beginn ein Highligt. Die Straße führte an besagtem Kanal vorbei. Und auf der anderen Seite standen zwei tiefenentspannte Rehe in 5 Metern Entfernung. Sie machten sich über Menschen auf der anderen Seite des Wassers keine Sorgen. Bei einbrechender Dunkelheit erreichte ich den Bahnhof und ganz locker den Zug.