Sonntag, 29. Januar 2017

Hin, einsacken, weiter Part 2

Gestern hat mich schon geärgert, dass die seltene RS41 M0730459 aus Sasel noch nicht eingesammelt war. Also Fortsetzung der Geschichte: Heute morgen mit Regionalzug und Rad nach Stelle und von da schnell mal nach Holtorfsloh. Dort war die erwartete Landstelle an einem Waldrand am Ende einer gut zugänglichen Wiese; wahrscheinlich im Baum. Ich hatte nicht einmal genügend Zeit, den Anblick auf Google Maps und in der Natur abzugleichen, denn sofort fiel der weiße Fallschirm im Baum auf..



Also hin: Beim Absuchen fand ich am Birkenstamm eine weiße Schnur....
... die mich zur Sonde führte

einsacken: 
  

Weiter: Ich hätte noch eine weitere DFM einsacken können, die etwa 24km Entfernung nördlich von Sprötze niedergegangen ist. Ich hatte aber dieses Wochenende in vollen Zügen und auf dem Fahrrad genossen und hatte für die 2. Tageshälfte des Sonntags andere Pläne. Auch so übertraf die Tatsache, dass ich es an diesem Wochenende viermal versucht habe und es viermal geklappt hat, meine kühnsten Erwartungen. Immerhin hatte ich dieses Mal keinerlei eigenen Funkempfang, denn die Sonden waren ja während meiner Arbeitszeit unterwegs gewesen, und ich hatte auch gleich nach den Flügen zu einer Blitzexpedition mit RTL-Stick und Antenne keine Zeit gehabt.

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Hin, einsacken, weiter

Am 25.1.2016 starteten 2 oder 3 DFMs aus Pinneberg, von denen 2 bei der Landung auf der Bremer Seite sichtbar waren. Landung nördlich vom Trelder Berg und bei Sauensiek. Unterwegs war auch noch eine RS41 aus Sasel;  Landung südlich von Stelle. Am Folgetag startete die Bundeswehr zwei typische Manöver-DFMs, die westlich von Buxtehude bei Hammah niedergingen. Natürlich alles zur besten Arbeitszeit. Ich habe ein paar Predictions versucht und bin dann am 28.1. die Sache abgefahren. Vielleicht würde man ja die Sonden in der Landschaft hermliegen sehen. Google-Earth-Bilder der Landestellen machten einen recht flachen und übersichtlichen Eindruck.

Der Metronom nach Cuxhaven brachte mich nach Hammah (die DFM-Versorgung von oben in dem Dorf ist der Hammah, und seine Partnergemeinde ist Hamma in Thüringen). Die Tour hammah dann mit dem Rad fortgesetzt. Die DFMs ließen sich auch ohne jeden eigenen Empfang leicht finden.

Das hier ist DFM09-431380, die für einen Tag auf der Bremer Seite als DFM6237 sichtbar war, bevor ihre Nummer spontan durch eine andere Pinneberger Sonde ersetzt wurde. Da ich aber sofort einen Screenshot der Landestelle abgespeichert hatte, konnte ich die Sonde problemlos 1,3km NW von Groß-Sterneberg auf einem ziemlich gülleverseuchten Aclker aufsammeln. Die Sonde hatte einen zweiten, offenbar bundeswehrinternen Label, und der bekannte Absenderzettel fehlte.





Weiter ging es nach Ritschermoor, wo die Sonde DFM09-502289 heruntergekommen war. Das Auffinden der Sonden ohne irgendwelche eigene Radiotechnik ging heute wie das Brezelbacken: Von der Straße aus sah ich in 200m Entfernung an der fraglichen Stelle etwas Rotes, und der Feldstecher bestätigte meine Vermutung: Kleiner Bundeswehr-Fallschirm. Aus einer etwas anderen Perspektive war auch eine Schnur erkennbar. Hin, einsacken, weiter




Zettel fehlte diesmal nicht, war aber weiß.


Zurück in Hammah, rein in den Zug. Dort schnell einer Metronom-Ticketkontrolleurin den HVV-Tarif erklärt (sie meinte, meine Ergänzungskarte hätte zu wenig Ringe, und dann haben wir mal gemeinsam bis 2 gezählt). Dann umsteigen in die Bahn nach Bremervörde. Hier  wurde ich gefragt, warum ich eigentlich eine Ergänzungskarte hätte - am Wochenende brauche man doch gar keine. Stimmt zwar, aber nicht für meine CC-Karte. Baaah, wie soll da ein normaler syrischer Flüchtling eigentlich durchsehen, wenn es die Ticketkontrolleure nicht tun.

Ruschwedel, ein Bahnhof in the middle of nowhere. Wollte mir gleich ein Ticket für die Rückfahrt kaufen, allein es fehlte der Automat. Wie mir ein netter Spanier erzählte - außer mir der einzige Mensch in 2km Umkreis -  war der vor ein paar Tagen von Kriminellen weggesprengt worden... Naja, besser in die Pedale treten und ab Richtung Sauensiek - reizender Ortsname. Eigentlich wollte ich ja auch gar nicht da hin, sondern in den Ortsteil Revenahe. Ich hatte eine recht gute Vorstellung von der Landestelle. Ganz so einfach würde es aber hier wohl nicht werden, denn die Sonden aus Pinneberg haben ja keinen Fallschirm und fallen daher in der Landschaft kaum auf.

Aber nein, es wurde ganz einfach. Zwar lag die Sonde fast 170m von der erwarteten Stelle, aber von der Straße aus sah ich sofort einen gleißend hellen Reflex der Sonne an etwas Metallischen.




DAS kannte ich von meinen Radiosonden-Aufnahmen durchs Teleskop, wo es dann immer diese Flares gibt. Diesmal lag die Sonde aber natürlich fest, weshalb es aussah, als hätte da jemand einen Scheinwerfer hingestellt.  Ein Blick durch den Feldstecher zeigte die typische Form einer DFM.



Also über den Graben springen, hin, einsacken, weiter.






Langsam ging die Sonne unter, weshalb ein Besuch an den anderen vermuteten Landestellen keinen rechten Sinn mehr machte. Da ich den Zug im explosiven Ruschwedel nicht mehr kriegen würde, wurden es noch einmal 10km nach Buxtehude.

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Sonntag, 22. Januar 2017

Fünfhausen revisited

Heute morgen weckte mich unerwartet der Sondenalarm. K4924559, die 6-Uhr-Sonde aus Bergen, befand ich im Landeanflug auf Fünfhausen. Es war noch genug Zeit, um den eigenen Empfang auf dem Balkon in Stellung zu bringen und die Landephase zu verfolgen. Sondemonitor erwies sich mal wieder als zuverlässig, aber nicht allzu genau. Die Messpunkte streuten sehr deutlich, und die Spur der Punkte sprang auch immer senkrecht zur Bewegungsrichtung hin- und her.  Man kann bekanntlich den Sondemonitor-Rohdatenfile noch einmal durch den Zilog-Decoder jagen. Jetzt verlief die Flugbahn 50m weiter nördlich, und sie war derart gut aufgelöst, dass man das Pendeln der Sonde am Fallschirm einwandfrei erkennen konnte.

Open Streetmap/Open Topomap

Die Landevorhersage war dafür 500m falsch. Auch meinen tiefsten Messpunkt in den Habhub-Predictor einzugeben hatte keinen glaubhaften Nutzen. Danach hätte der Ballon in geringer Höhe noch mal so richtig Fahrt aufnehmen müssen. Das war aber, da ich die Sonde bis in ca. 50m Bodenhöhe verfolgen konnte, leicht zu erkennen. Da es bei mir in Altona am Boden komplett windstill war und Fünfhausen sicher kein Sturm toben konnte, erwartete ich die Landstelle unmittelbar unter der letzten Position und machte mich auf den Weg.

S-Bahn und Bus brachten mich zur Halstelle Fünfhausen-Durchdeich, wo ich schon mal vergeblich eine Radiosonde gesucht hatte. Diesmal ging es auf dem Fersenweg, einem asphaltierten Feldweg, schnell voran. Ich erwartete die Sonde in den Büschen auf dem nördlichen der die Straße begrenzenden Knicks oder in einem der direkt angrenzenden höheren Bäume am Südrand des Seefelder Sees. Groß gesucht werden musste dann auch nicht, die Antenne wurde gar nicht erst ausgepackt - denn der Fallschirm hing im dem voher als wahrscheinlichsten identifizierten Baum.

Aber wo war die Sonde? Wie üblich wurde nach der Schnur Ausschau gehalten, und die verlief über eine Feldeinfahrt in den besagten Knick. Man musste sie nur durch das undurchdringliche Gebüsch verfolgen...


Die Sonde hing in einem der schon auf Google Earth identifizierten Knickbäume in ca. 5m Höhe



 Kein Problem für meinen 8 Meter langen GFK-Teleskopmast:


und schon lag die Sonde am Boden




Etwas komplizierter war die Sache mit dem Fallschirm. Der hing in 15-20 Metern Höhe. An der Sondenschnur ziehen hatte erst einmal keinen Effekt - sie riss einfach ziemlich weit unten durch. Aber ich konnte die Schnur zwischen Knick und Baum mit dem GFK-Mast erneut ergreifen und zu Boden ziehen.

Dann folgten noch allerlei Seilmanöver, bis der rote Fallschirm endlich wunderschön zu Boden schwebte.



 Solche Dramen werden hier in jedem Fall nicht passieren können.

Eine Sonde aus Bergen zu bergen birgt doch immer wieder Berge von Überraschungen. Der Beipackzettel war einfach mit Klebestreifen ans Sondengehäuse geklebt - nicht wie bei den Meppener Sonden und auch bei der Bergener Sonde L2313006 zusätzlich in einer Kunststoffhülle geschützt.




Und ja, die Bundesrepublik Deutschland wird mal wieder für nix haften ☺


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Freitag, 20. Januar 2017

Zwei Pinneberger DFMs....

Der DWD in Pinneberg startet in unregelmäßigen Abständen Testflüge mit RS92-SGPLs und DFM09-Sonden - angeblich für den Betrieb auf Forschungsschiffen. Beide Sondentypen tragen weder den bekannten gelben Label noch haben sie einen Fallschirm. Am 19.1. ging es wieder los, es startete eine  Pinnerberger Mittagssonde. Bei geringen Winden blieben in Pinneberg gestartete Ballons im Hamburger Raum. DFM09-514639 sah ich auf der Bremer Seite in Harsefeld landen - nicht weit weg von meiner Sylvestersonde. Die Bremer hatten die Positionen bis in 178m Höhe erfasst - Harsefeld ist eben dichter an Bremen als mein übliches Sondenjagdgebiet. Machen konnte ich jobbedingt leider direkt nix. Aber tags darauf konnte ich mich loseisen. Ich vertraute einfach auf die Genauigkeit der Landevorhersage aus 178m Höhe. Also ging es mit GPS-Handy, aber ohne Notebook und ohne Antenne mal wieder ins schöne Harsefeld.


Die berechnete Position lag Google Earth exakt auf der Grenze zwischen einer weitgehend abgeernteten Weihnachsbaumplantage, einem Wald mit hohen Fichten und einem abgeerntetem Maisfeld. Also war vor allem spannend, auf welcher Seite die Sonde lag. Auf das Maisfeld kam man bequem rauf. Die Weihnachtsbaumplantage umgab der allseits beliebte Maschendraoaatzaaun. Dem Zaun folgte ich den auf Google Earth identifizierten Fichten entgegen. Und? Auf der Position sah man sofort ein paar Schnüre, leider auf der anderen Seite des Zauns. Ich verfolgte sie über ein paar Wipfel bis zum Boden... Die Sonde lag , welche ein Glück, direkt vor meinem linken Fuß, knapp auf der Maisfeldseite . Der Fehler der Prognose betrug nur 13 Meter, aber die waren entscheidend.






An der Schnur konnte ich auch die Ballonbestandteile und Abroller über die Bäume auf das Maisfeld wuchten und einsacken. Fallschirme, die sich irgendwo festhaken, kennt man in Pinneberg ja nicht. Mission accomplished, rolling home. Aber nein - es ging gleich weiter!

Denn ein Blick auf die Bremer Seite - es lebe das mobile Internet - verriet mir, dass eine weitere Pinneberger Sonde (DFM09-513698) in der Luft war. Während der Heimfahrt stellte sich heraus, dass diese Sonde in Schnelsen heruntergekommen war. Die Bremer Seite hatte sie bis in 541m Höhe erfasst. Also gar nicht erst raus aus den Klamotten, Notebook und Antenne eingesteckt, und gleich wieder los. S-Bahn und Bus brachte mich in unmittelbare Nähe der Landestelle.

 Bushäuschen sind ideal für einen Empfangsversuch bei Nieselwetter. Eine Rentnerin machte sich Sorgen um mich. "Gehts Ihnen gut? Sie stehen da so in gebückter Haltung in dem Bushäuschen, soll ich einen Arzt holen?" Hab sie für ihre Aufmerksamkeit tüchtig gelobt und ihr die Situation erläutert und die inzwischen ermittelte GPS-Landestelle auf Googlemaps gezeigt. Sie war etwas enttäuscht, dass es nicht IHR Grundstück war, sondern ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite bei einem Nachbarn. Bei dem lag erwartungsgemäß eine DFM  deutlich erkennbar im Vordergarten, 1m auf seinem Grundstück, direkt an der Straße, direkt an der Garageneinfahrt, offene Pforte! An der Regenrinne baumelte romantisch ein Ballonrest (hab ich leider nicht fotografiert)



In solchen Lagen sucht man natürlich den Kontakt mit dem Grundstücksbesitzer. Ein Briefträger riet mir gleich, welchen der beiden Klingelknopf ich in so einer Lage am besten benutzen sollte. Der Besitzer - gleiche Altersstufe wie die Dame vorher - hatte volles Verständnis für verrückte Hobbys und durchgeknallte Bastler - er war nämlich Modellbahner. Er ließ sich alles erklären und ließ mir die Sonde.


 Ach so: In Pinneberg macht man alles mit schwarzen Kabelbindern:



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Donnerstag, 12. Januar 2017

Bei Dämmerung im Moor

Wieder ging es heute nach Neuwulmstorf, zur Bergung von M2033773, einer SGPA aus Norderney. Ich konnte die Sonde ohne eigenen Empfang nur nebenher auf der Bremer Seite verfolgen und sogar auf Google Maps ein paar Fußwege zur vorhergesagten Landeposition in Erfahrung bringen.Die Landegeschwindigkeit betrug 11.3 m/s, was für einen nicht funktionierenden Schirm sprach. Nur deshalb verschlug es die Sonde in meine Reichweite.

Die S-Bahn brachte mich das zweite Mal in einer Woche ins schöne Neu-Wulmstorf. Diesmal aber ging es zu Fuß weiter in die südlich des Dorfes liegenden Moore. Der Weg, der in die Landegegend führte, war auf OSM und Open Topomap nicht verzeichnet, wohl aber in Google Maps. Am Boden war er tatsächlich vorhanden, aber vom Naturschutz markiert - als in der Brutzeit völlig gesperrt. Nun war keine Brutzeit, aber der Naturschutz scheint den Weg langsam natürlicherweise mit Brombeergestrüpp zuwuchern zu lassen. Es wurde bereits sehr dunkel, und bevor ich mich im Dunkeln ist Moor bewegen würde, war ein Empfangsversuch angeraten. Mit dem Zilog80 Decoder war es wieder mal möglich, die GPS-Koordinaten der Sonde zu ermitteln. Danach wurde der Rechner heruntergefahren und mit der Antenne im Rucksack verstaut. Dafür wurden die Gummistiefel herausgeholt. Und ab ging es in die inzwischen dunkleWildnis. Im Lichte der starken Taschenlampe und geleitet von dem Handy-GPS und Google Maps bewegte ich mich auf den beiden "Wegen" bis zur Landestelle. Die Angabe des Zilog-Decoders erwies sich als perfekt. In einem Baum hing der Fallschirm ca. 2.5 Meter über dem Boden, und hoch im Baum der kleine Ballonrest und der Abroller.
 Diesmal war der Schirm gut aus dem Ballonrest herausgekommen, aber ein kleiner Fetzen des Ballons hatte sich mit ihm verheddert. Leider geben die Fotos den Reiz der Szene nicht wieder, weil im Hintergrund vor dem dunkelblauen Dämmerungshimmel die ersten Sterne sichtbar wurden und am Horizont der noch volle Mond aufging. 

Wo war die Sonde? Die GPS-Sondenposition sollte etwas westlich sein, und tatsächlich brachte mich das Handy-GPS ganz exakt zur Sonde. Sie lag am Boden, und jetzt sah ich auch die Schnur. Sie  verband die Sonde über mehrere Büsche und Baumwipfel hinweg mit dem kleinen Ballonrest im Baum. Hier ein Screenshot meines Handys, mit der Zilog-Position (Pin) und meiner GPS-Handy-Position (Blaue Markierung). Waagerecht auf dem Boden liegende SGP-Sonden im DFM-Stil bergen - geht doch! In diesem Gelände wäre ich ungern peilenderweise kreuz- und quer herumgelaufen - im Dunkeln zwischen Büschen und sumpfigen alten Torfstichen.






Auf dem Rückweg hätte ich mich fast noch im Moor verfranst, als ich versehentlich auf einen anderen alten "Weg" geriet, der aber mehr Richtung Südwesten verlief. Die Venus direkt in Marschrichtung machte mich dann aber doch sehr schnell skeptisch, und so holte ich das Handy heraus und bemerkte auf der Satellitenansicht von Google Maps meinen Irrtum. Über den richtigen "Weg" ging es dann rasch wieder auf den Hauptweg zurück. GPS ist nachts im Moor eben nicht nur zum Sondensuchen sehr praktisch.

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Mittwoch, 11. Januar 2017

Maschendraht-Zzzaaaaun

Die Sonde M2213532 aus Schleswig landete am Morgen des 11.1.2017 in Moorfleet. Die Sonde hatte ich bis in 140m GPS-Höhe verfolgen können (entspricht etwas weniger als 100m Über Grund). Die letzten Meter passten gut zu einer modellbasierten Landevorhersage. Und so hatte ich eine sehr starke Vermutung, wo die Sonde liegen sollte. Neugier trieb mich in diesen Nachtbus und somit zur angenommenen Landstelle in einem Industriegebiet in Moorfleet. Den Fallschirm konnte ich sofort  an der erwarteten Stelle verorten und musste den Empfänger gar nicht erst in Betrieb nehmen. Von der Straße aus gesehen lag er direkt auf der anderen Seite eines Maschendrahtzauns , der einen Abstellplatz für alte LKWs und Busse abriegelte. Die Sonde lag auf der Ladefläche eines LKWs. Es gelang mir, den Schirm durch den Zaun zu ziehen und dann die 30m lange Leine einzuholen.






Der Fallschirm war geöffnet und hatte gut funktioniert, der Ballonest klein, der SN-Label der Sonde nicht mehr vorhanden.

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Montag, 9. Januar 2017

Mit dem GPS in den Urwald

M2213521 startete am 8.1. um 22:45UT und landete um 1:56 in Norderstedt-Glashütte. Ich fuhr mit einer der ersten S-Bahnen und einem Bus bis zur Station Glashütte Kirchenweg. Hier war der Empfang der gelandeten Sonde sehr gut, und es gelang mir, mit dem Zilog80-Decoder die Position der Sonde zu ermitteln. Peilversuche im Landegebiet waren erfolglos, weil das Signal der Sonde von einer Sekunde zur anderen zusammenbrach - typisch für das Ende der Batterie einer SGP-Sonde. Inzwischen hatte ich eine weitere WAV-Datei aufgezeichnet, die sich wiederum mit dem Zilog80-Decoder decodieren ließ - mit besserem Ergebnis und sehr ähnlicher Position. Die Landestelle lag in einem komplett verwilderten Garten, in dem ein leerstehenden abbruchreifes Haus stand. Hier gab es ganz offensichtlich niemanden, den man um Erlaubnis fragen konnte. Vom benachbarten Feld aus war der Fallschirm in einem Baum zu erkennen. Die Sonde fand sich in einem urwaldartigen, kaum durchdringlichen Gestrüpp sehr genau an der Position.
In vielen Fällen scheint der Decoder das Problem zu lösen, gelandete SGP-Sonden aufgrund ihres GPS zu lokalisieren. Diese Sonde hätte sich mit Peilen nicht lokalisieren lassen. Auch die Sonde am Vorabend lag sehr nahe an der vom Decoder angezeigten Position.


Sonntag, 8. Januar 2017

Landung am Bassental

Radiosonde M2223013 aus Schleswig landete in vertrautem Gelände: Dort, wo die GvA-Hamburg in den 1980ern ihre erste Außensternwarte errichtete - unweit des Bassentals. SCHLUCHZ!

Ich verfolgte die Landung auf der Bremer Seite und enterte sofort mit Fahrrad die S-Bahn nach Neu-Wulmstorf, wo ich um 15:59 eintraf. Den Elburstromtal-Hang musste ich ganz schön raufkeuchen. Vorbei an Uwe Krellers altem Pfarrhaus (SEUFZ), direkt am Sportzentrum Bassental vorbei (BUH, PFUI, KOTZ - wir mussten damals wegen der Errichtung dieses Sportgeländes unsere schöne Sternwarte aufgeben!).


Auf dem bekannten Feld vor dem Bassental vermutete ich die Sonde. Eine falsche Peilung bestätigte mich in dieser Annahme. Mit dem Feldstecher war nix zu endecken, aber man konnte nicht ins eigentliche Bassental hineingucken. Ein älterer ortsansässiger Herr mit Hund passierte mich und fragte mich, was ich mit Antenne und Fernglas hier suche. Als ich es ihm verriet, beschloss er einfach, mich zu begleiten. Ortskundige Begleitung ist Gold wert.

Aufgrund meiner falschen Peilung kreuzten wir das Feld. Auch im Tal lag keine Sonde. So standen wir an diesem §$*-Zaun dieses !!"§$% Sportzentrums. Die Tür war aber offen (und ich hatte ältere Rechte). Von oben hatten wir sehr guten Empfang und irrten ausgerechnet auf diesem $%&* Sportgelände herum - ziemlich dicht am Standort der alten ASW. Keine Sonde.  Also half nur Nachdenken und sorgfältigere Abwägung der verfügbaren Informationen.

Eine GPS-Dekodierung mit dem Zilog-Decoder ergab eine Position bei der Kartoffel-Lagerhalle auf der anderen Seite des Hellbergwegs. Dazu passte auch die Peilung vom jetztigen Standort. Wir traten den Rückweg  über das Ex-Maisfeld an. Der Empfang wurde tatsächlich besser und besser, irgendwann erschienen die typischen Nebenmaxima im Nahfeld, die sich gut peilen ließen. Es wurde immer deutlicher, dass die GPS-Koordinaten fast perfekt stimmten. Vor der Lagerhalle, aber hinter dem Zaun, erblickte ich endlich Ballonrest und Sonde.




Mein Plan war, den Besitzer aufzuspüren zu fragen. Aber meine Begleitung erzählte: "Ach was, den kenn ich ganz gut, der ist ganz nett und hat bestimmt nichts dagegen. Ich versuch mal da reinzukommen". Er verschwand hinter einer offenen Tür und warf die Radiosonde einfach über den Zaun. Derweil sein Hund begeistert Löcher in die benachbarte Wiese buddelte. Er suchte wie wir  "wesentliche" Dinge. Ob man so einen Hund auf den Latexgeruch der Ballonhülle abrichten könnte?

Der Fallschirm der Sonde hatte sich nicht geöffnet, die Klappe des Programmiereingangs war abgefallen. Der Ballonrest war fast komplett.  Interessant war, dass die Sonde ganz offenbar, unmittelbar nachdem der Bremer Empfänger sie verlor, spontan senkrecht abgestürzt sein muss (vermutlich, weil die Sonde in die nebligen Bodenschichten eintauchte, wo die Windgeschwindigkeit einfach gleich Null war). Denn sie lag im Prinzip exakt auf der letzten Bremer Position.

Freundschaftlich trennte ich mich von meinem netten Begleiter und radelte mit Sonde zurück nach Neu-Wulmstorf.  Diesmal gings bergab. Und bei allem SCHLUCHZ: Wir haben heute eine wesentlich  schönere Sternwarte an einem geeigneteren und dunkleren Standort.....








Sonntag, 1. Januar 2017

Sondenjagd in der Neujahrsnacht

In der Sylvesternacht startete in Norderney die Sonde M2033785. Die Vorhersageseiten sahen auch bei diesem Flug eine Landung im Hamburger Raum. Seit einiger Zeit hat die Bremer Radiosondenseite manchmal Probleme mit den Norderney-Sonden, so dass sich die Spur gleich hinter Bremerhaven verlor. Kurz vorher begann die Sonde langsam zu sinken. Ich sah das per Zufall nach dem "Prost Neujahr-Event". Also hielt ich mal rasch eine Antenne aus dem Fenster. Zu meiner großen Überraschung hatte ich einen schönen Empfang der verlorenen Sonde. Vom Balkon aus konnte ich den Flug bis kurz vor der Landung verfolgen - bis in 120m Bodenhöhe. Escheburg liegt zwischen Bergedorf und Geesthacht, und er Sylvester fahren die Verkehrsmittel die ganze Nacht. Es war allerdings ein wenig problematisch, überhaupt durch die Stadt nach Bergedorf zu kommen, weil die Reeperbahnclubs sich gerade leerten und massenhaft feucht-fröhliche Menschen erstmals im Leben S-Bahn fahren wollten. Dadurch dauerte die Anreise bis Escheburg eine volle Stunde länger als ursprünglich veranschlagt. Dennoch war es noch Nacht, als ich vor Ort ankam.

An der Bushaltestelle Götensberg ein schneller Empfangsversuch  aus ca. 500m Entfernung. Fehlanzeige. Ich habe nicht herausbekommen, ob die Batterie schon leer war, oder ob die Sonde ungünstig am Boden lag, sondern bin gleich zur extrapolierten Landestelle gegangen. Die hatte ich aus den Zilog-Decoder-Daten per linearer Regression ermittelt. Meine neue sehr helle Taschenlampe (wenn man die auf dem ITV anmacht, überlebt man das nicht) war sehr nützlich. Die Sonde lag nicht wie erwartet 100m nördlich des Feldwegs, sondern 30m südlich. Meinen Empfang musste ich nicht noch einmal in Betrieb nehmen.



Der Ballon war vollständig, er war aber auf ganzer Länge aufgeschlitzt. Vermutlich hatte sich erst ein kleiner Riss gebildet, der sich dann langsam erweiterte, was den langsamen Abstieg des Ballons in den Bremer Seiten erklärt. Der Fallschirm war durch diesen Riss ins Freie gelangt und hatte sich mustergültig entfaltet. Der Abroller hatte einen Riss im Plastik, und die Schnur hatte sich schon beim Start darin eingeklemmt. Dadurch hatte sich die Schnur gar nicht abgerollt, sondern alles war im originalen Lieferzustand. Die Leuchtdiode der SGPA strahlte hell wie üblich.